Verein der Freunde des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin‑Dahlem e.V.

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Flechten der Philippinen

Die Philippinen sind eines der 17 megadiversen Länder auf unserem Planeten. Unter den Flechten liegt die Familie Graphidaceae mit über 2000 bekannten und fast 4000 geschätzen Arten auf Platz zwei der ewigen Bestenliste. Eine perfekte Mischung für ein Forschungsprojekt im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit zwischen der Central Mindanao University in den Philippinen, dem Fort Worth Botanic Garden und der University of Texas in den USA und dem Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin. Es geht um die Evolution einer artenreichen Flechtengruppe, die Entdeckung neuer Arten in einer bisher wenig untersuchten Region, die Bedeutung von Flechten in tropischen Ökosystemen und deren Erhaltung, und um das Heranziehen neuer, vielversprechender, regionaler Talente in der Biodiversitätsforschung.

Gefördert durch den Verein der Freunde hatte die Flechtengruppe am BGBM im November und Dezember 2024 Yvonne Love Cariño zu Gast, eine Studentin aus den Philippinen, die unter Mitbetreuung von Dr. Lücking und Dr. Moncada eine Doktorarbeit an der Universität von Texas in den USA durchführt. Ziel des Besuchs war ein intensives Training in diversen Methoden der integrativen Taxonomie, einschließlich molekularer Sequenziermethoden, der Erarbeitung morfologischer Merkmalsmatrizen und der chemischen Analyse von Flechten mittels Dünnschichtchromatografie. Zielgruppe war die diverse tropische Flechtenfamilie Graphidaceae, insbesondere die Gattungen Sarcographa und Phaeographis, mit einem geografischen Schwerpunkt in den Philippinen, aber mit vielen Bezugsdaten aus anderen Regionen.

Trotz der Kürze des Aufenthaltes ergaben sich viele neue Daten und Erkenntnisse, welche eine solide Grundlage für die weitere Dissertation von Yvonne Love Cariño darstellen. Die Gattung Sarcographa stellte sich als uneinheitlich heraus, mit einigen Artengruppen, welche näher mit Phaeographis verwandt sind. Die neuen Sequenzdaten auf eine Mehrzahl an neu zu beschreibenden Arten in den Gattungen Phaeographis und Sarcographa hin. Interessanterweise ergab sich durch die molekularen Daten aber auch das umgekehrte Phänomen: was anhand der Morfologie als verschiedene Arten angesehen wurde, stellte sich im Nachhinein als eine einzige, sehr variable Art heraus (Sarcographa labyrinthica). Wie gewonnen, so zerronnen. Im Rahmen der chemischen Analysen wurde innerhalb der sonst sehr einheitlichen Gattung Sarcographa ein neuer Chemotyp gefunden; die zugehörige neue Art wird in einer Publikation formal beschrieben.

Insgesamt war der vom Verein der Freunde unterstützte Besuch von Yvonne Love Cariño sehr erfolgreich und, zusätzlich zu den neuen Daten und Erkenntnissen und dem Sammeln von Erfahrungen und der Vermittlung von Expertise, auch zwischenmenschlich allseitig eine große Bereicherung. Für die weitere Dissertation der Kandidatin ist damit eine hervorragende Grundlage gelegt.

Die Fotos zeigen Yvonne und Bibiana im Labor des BGBM bei der Bearbeitung der Flechtenproben, zwei Beispiele der bearbeiteten Flechtengattungen (Sarcographa labyrinthica und Phaeographis haematites), und Yvonne, Bibiana und Danilo (Doktorand aus Brasilien) beim Studium der Flechtendiversität während einer Exkursion außerhalb Berlins.