Lichenologisch-botanische Forschungs- und Sammelreise auf der Insel Astypalea (Ägaisches Meer, Griechenland): In einer Woche im September 2022 wurde an 21 Fundpunkten Proben von Flechten (Lichenes) und/oder von – jahreszeitlich bedingt – ausgewählten Gefäßpflanzen genommen. Nach der für das Gesamtprojekt „The Lichen Flora of selected Aegean Islands (Greece) and their phytogeographical and historical significance“ entwickelten Methode wurden die Fundpunkte so gewählt, dass die geologische, geomorphologische, geographische, vegetationskundliche und altitudinale Bandbreite der besuchten Insel abgedeckt wurden. Die höchsten Berge der Insel, Kastellano auf dem Ostteil und Mt. Ftera auf dem Westteil von Astypalea wurden ebeonso besucht wie küstennahe Standorte. An Gesteinssubstraten wurden Flysch und Kalkgestein untersucht.
Die Ergebnisse werden erst nach Bestimmung der gesammelten Proben qualitativ zu beurteilen sein, aber es deutet sich an, dass wegen Waldlosigkeit und genereller Gehölzarmut der Insel, des sehr trockenen Lokalklimas und der nur bis knapp über 400 m hohen Inselgipfel, die Zahl der Flechtenarten, insbesondere der epiphytischen, verhältnismäßig niedrig sein wird. Dennoch wurden zum Teil unübliche Arten entdeckt, inklusive einer bisher nur aus dem westlichen Mittelmeergebiet bekannten Pertusaria-Art. Entgegen der Erwartung waren die felsbewohnenden Flechten nicht auf kalkliebende Arten beschränkt, sondern es waren auch Silikatflechten auf dem sehr verbreiteten Flyschgestein gut vertreten. Die genaue Zahl der während der Geländearbeit für das Herbarium des BGBM gesammelten Flechtentaxa wird erst nach der kompletten Untersuchung des Materials der ca. 200 eingebrachten Flechtenproben im Laufe des Jahres 2024 festgestellt werden.
Die selektive Sammlung von Höheren Pflanzen erbrachte einen Zugang von 93 Herbarbelegen in zwei Serien für die Herbarien in Berlin (B) und Patras (UPA) und weiteren 118 neue Fundortdaten sicher bestimmter Arten für die elektronische Flora Hellenica Database (FHD). Es konnten 28 Gefäßpflanzenarten erstmals für Astipalea nachgewiesen werden.
Dr. Thomas Raus und Dr. Harrie J. M. Sipman